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Showing posts from December, 2021

Unglücklich sind hier alle - "was wir verschweigen"

  Aus dem berühmten Anfangssatz von "Anna Karenina" wissen wir, dass jede unglückliche Familie auf ihre eigene Art unglücklich ist. In Arttu Tuominens Kriminalroman "Was wir verschweigen" gilt das für so ziemlich jede einzelne Romanfigur. Hier hat jeder seinen Packen Unglück durchs Leben zu schleppen, Geheimnisse und dunkle Erinnerungen, die er oder sie verschweigt. Einen Teil dieser Geheimnisse deckt Tuominen in seinem Roman auf und setzt dabei mehr auf psychologische Spannung und Einblicke in gequälte Persönlichkeiten als auf Gewalttaten und Action. Der Fall, zu dem die Ermittler des finnischen Pori gerufen werden, scheint ziemlich klar: In einer abgelegenen Wochenendhütte fand ein Gelage statt. Ein Mitglied der Festgesellschaft liegt plötzlich tot am Boden, mit mehrerer Messerstichen im Rücken. Die Zeugen haben im Vollrausch nichts mitbekommen. Ein Mann, ebenfalls volltrunken, wird  mit blutiger Kleidung im Wald gefunden. Fall gelöst? Als Jari Paloviita, kommissa

Profikiller auf der Suche nach Läuterung

 Hallgrimur Helgason  und Quentin Tarrantino müssen Geistesverwandte sein. Zumindest dürfte der islaändische Autor den amerikanischen Regisseur sehr schätzen, denn er setzt ihm in seinem Roman  "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen" nicht nur ein kleines literarisches Denkmal,  auch die Mischung aus Gewaltexzessen und schwarzen Humor ähnelt den Filmen Tarrantinos. Ich-Erzähler des Romans, dessen Titel auf jeden Fall schon mal ein Eyecatcher ist, ist Tomek, genannt Toxic, ein lange Zeit sehr erfolgreicher Profikiller der kroatischen Mafia in New York mit traumatischer Vergangenheit im jugoslawischen Bürgerkrieg. Toxic war mit 66 Auftragsmorden höchst erfolgreich - bis er dann ausgerechnet einen FBI-Beamten umbringt. Plötzlich wird ihm in New York der Boden unter den Füßen heiß, er muss dringend verschwinden und auch seine Auftraggeber sind alles andere als angetan, dass ihnen nun das FBI ordentlich Ärger machen dürfte. Toxic ist schon auf dem Flugh

Wettlauf gegen den Serienmörder

 Wahrscheinlich könnte jeder und jede eine ganz persönliche Playlist zusammenstellen von Liedern und Musikstücken, die für das eigene Leben eine besondere Bedeutung haben, die Erinnerungen wachrufen, Gefühle, Gerüche und geradezu eine Botschaft zu enthalten scheinen. In Sebastian Fitzeks neuem Psychothriller „Playlist“ ist das ganz ähnlich – hier ist eine Liste von Songs einer Playlist und ihre Entschlüsselung für ein Entführungsopfer die einzige Hoffnung, vielleicht doch noch zu überleben. War Fitzeks vorangegangenes Buch ein heiter-melancholischer Unterwegsroman, kehrt er mit Playlist zu seinem bekannteren Genre zurück – mit einer Besonderheit: Die 15 Songs der Playlist, von denen das Schicksal der entführten Feline abhängt, wurden extra für das Buch komponiert, „aber nicht als Auftragsproduktion, sondern sie sind vom Roman unabhängige, selbständige Kunstwerke“, wie Fitzek in seinem Nachwort schreibt. Inspiriert von der Handlung, spiegelten sie die Themen des Buches wider. „Playlist“