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Showing posts from June, 2019

Doppeltes Agentenspiel im hohen Norden

Ein Polizist mit Hang zur Selbstzerstörung, ein brutal ermordeter Ex-Politiker und Spion, der Fund einer Frauenleiche, die als ehemalige KGB-Agentin identifiziert wird:In dem Spionagethriller "Die stille Tochter" lässt Gard Sveen noch einmal die Zeit des Kalten Kriegs aufleben und schafft es dabei, den Fall trotzdem nicht wie aus der Mottenkiste der Geschichte gezogen erscheinen zu lassen. Denn auch wenn das Ende der Sowjetunion die Bedrohungslage für Norwegen verändert hat, obwohl Meisterspion "Sascha" mittlerweile seine Erkenntnisse an die einstigen Feinde verkauft hat und als "Berater" im Westen lebt, schweigt der einstige Leiter der KGB-Station in Oslo und Führunngsoffizier mehrerer Agenten über einige wesentliche Details von einst. Als ein Angler in einem See die skelettierte Leiche der einstigen DDR-Bürgerin Christel Heinze entdeckt, wird plötzlich die Vergangenheit wieder aufgerollt. Kurz nach dem Fund der Leiche wird der einstige D

Harter Großstadtkrimi um Trauma und Missbrauch - letzter Ausweg Tempelhof

Wer auf leichte Spannungskost steht und harmoniebedürftig auf ein happy end für die Gerechtigkeit wartet, ist mit Hilkje Hänels Berlin-Krimi "Letzter Ausweg Tempelhof"nicht richtig bedient. Hier geht es hart und düster zu wie sonst vor allem in skandinavischen Krimis. Depremierend ist schon der erste Mordfall, zu dem das Team des Berliner LKA gerufen wird: Zwei tote Flüchtlingskinder und ihre erhängt aufgefundene Mutter. Alles weist auf einen erweiterten Suizid hin, der in der tristen Flüchtlingsunterkunft in einer Halle auf dem früheen Flughafen Tempelhof stattgefunden hat. Ermittlungschef Lepke steht vor einem Rätsel: warum hat die Frau, die schon so viel durchgestanden hat, an einem Ort ihr Leben beendet, an dem sie nach geglückter Flucht auf einen Neuanfang hoffen konnte? Weitere tote Kinder und tote Frauen werden im Verlauf von "Letzter Ausweg Tempelhof" die Ermittler beschäftigen. Alexandra Gode, gerade erst wieder nach einem langen Krankenhausaufenthalt a

Familienfehde und ein Verbrechen aus Zeiten des Krieges

Alter Hass, über Jahre gereift und vertieft - in Ingrid Löhnigs Kriminalroman "Unbarmherzig" trifft das gleich mehrfach zu. Eine Familienfehde in einem bayerischen Dorf, die Generationen überdauert, aber auch der lang gehegte Groll auf die Polizei begegnen Gina Angelucci von der Münchner Kripo bei ihren dienstlichen Ermittlungen sowie im privaten Umfeld. Die Spezialistin für ungelöste Fälle, frisch aus der Elternzeit zurück, bekommt mit ihrem ersten Fall seit der Rückkehr in den Kripo-Dienst mit einem jahrzehntealten Altfall zu tun: Nach Bauarbeiten werden in dem idyllischen Dorf Altbruck zwei skelettierte Leichen gefunden.  Die Kommissarin hat Mühe, ihre Vorgesetzten von der weiteren Untersuchung des Falls zu überzeugen - schließlich könnten der oder die Mörder selbst schon lange tot sein. Doch die Gerichtsmedizinerin findet bei der Analyse der Knochen heraus, dass eines der Skelette zu einer Frau aus dem Baltikum gehört, das andere zu einem Mann, der nie auße

Mörderische Gastro-Szene - Stockholm Affairs

Dass Köche nicht unbedingt zimperlich sind und in Gastro-Tempeln jenseits des Gästebereichs ein rauher Ton herrscht, ist ja bekannt. So tödlich wie in Hanna Lindbergs Schwedenkrimi "Stockholm Affairs" ist es denn in der Regel zum Glück doch nicht. Denn das, was die junge Journalistin Solveig Berg auf einer Gastro-Gala erlebt, katapultiert sie in ihren zweiten Fall: Ihre Chefin Vanja wird von einem Schuss getroffen. Mit letzter Kraft kann Vanja Solveig eine kurze, kryptische Nachricht übermitteln - doch die Ärzte können nichts mehr für sie tun. Solveig befindet sich, von dem persönlichen Verlust abgesehen, in einer heiklen Lage - mit Vanjas Tod ist auch das Blog, an dem die beiden Frauen arbeiteten, praktisch Vergangenheit und die Chancen, dass sie mitten in der Medienkrise einen neuen Job findet, sind nicht gut. Zumal Solveig in der Vergangenheit mit unethischem Verhalten verbrannte Erde hinterlassen hat. So was verzeiht die Branche nicht. Da bleibt nur noch, a

Familienfehden zwischen Gastronomen - Fado fatal

Mit eher gemischten Gefühlen lege ich "Fado Fatal" von Hanne Holms aus der Hand. Ich kannte die Autorin bisher nicht, bin aber immer wieder gerne in Portugal, mit einer fatalen Liebe zu Pasteis de Nata und anderem kalorienhaltigem Gebäck, dem wunderbaren Licht Lissabons, sonnenverbrannter Weite des Alentejo und den Atlantikstränden. Ganz klar, dass ich einen Portugalkrimi unbedingt lesen/rezensieren wollte. Und ja, es ist durchaus nicht so, als ob hier nicht auch Lokalkolorit zwischen Weinbergen und den engen Gassen von Porto durchschimmert, wenn Lisa, freie Reisejournalistin auf Reportagereise in Portugal , sich gleich auf der ersten Reisestation in Porto mit der Inhaberin des Restaurants/Gästezimmers anfreundet, die offenbar von Unbekannten aus dem Geschäft gedrängt werden soll. Nicht nur die patente Wirtin, sondern auch ihre Cousine - wir haben es mit einem Gastronomenclan zu tun - durchlebt gerade allerhand Krisen. Die eine stellt fest, dass zermahlene Rasierklingen unt