Skip to main content

Posts

Makler, Mord und Melodrama auf Sylt

 Mit Immobiliengeschäften kennt sich Autor Eric Weißmann aus: Wenn er keinen Krimi schreibt, ist er als Makler auf Sylt in seinem Brotberuf. Da lag es vermutlich nahe, einen Sylter Makler in den Mittelpunkt einer neuen Krimireihe zu stellen. "Mord unterm Reetdach" ist der erste Teil davon, und Sylt-Fans können in der Tat in der Beschreibung von Reetdächern, Heckenrosen, Dünen und unverbaubarem Meeresblick schwelgen. Einen Toten gibt es natürlich auch, Makler Kristan Dennermann stolpert buchstäblich über den Besitzer der Immobilie, die er gerade an den Mann oder an die Frau bringen soll. Dabei hat Dennermann noch kurz zuvor, beim letzten Kontrollgang vor einer Präsentation des Hauses, im Tiefkühlfach einen Diamantring und eine Botschaft an eine Unbekannte in einer Packung gefrosteter Erbsen gefunden. Nun könnte Dennermann die Aufklärung des Todes der Polizei überlassen - aber das wäre ja für den Plot einer Makler-Krimiserie gewissermaßen tödlich. Nein, Dennermann sieht sich in
Recent posts

Mordermittlung als Familienangelegenheit

  Ein neuer Fall für die Polizei in St Peter-Ording lässt auch Insellehrerin Ilva nicht ruhen. Die Hobby-Detektivin will die Aufklärung des Todes des Seriendarstellers Titus Frank nicht allein ihrem Bruder, dem Inselpolizisten Ernie und dessen Kollegen Fred überlassen. Schließlich hatte sie schon in den vorangegangenen Fällen die Spürnase vorn. In "Tödliche Tide in St Peter (M)Ording" von Tanja Janz erhält das Team aber zudem Verstärkung; Freds Vater, der eigentlich Familienurlaub machen wollte und aus Gelsenkirchen zu Besuch ist, ist als Kommissar im Ruhestand nicht zu bremsen und begibt sich als verdeckter Ermittler unter die Filmleute, die in St Peter Ording eine beliebte Krimireihe drehen. Bis eben eine echte Leiche alles durcheinander bringt. Und schnell steht fest: Der Tod des Serienstars war Mord. So einiges ist in diesem Cozy-Krimi ziemlich überzeichnet und dramatisiert, einige Personen sind schon früh so verdächtig, dass Krimileser gleich wissen: der/die kann es nich

Ein Fall ohne Gewinner

  Newark könnte man wohl als die Stiefschwester New Yorks bezeichnen - die meisten Besucher kennen nur den Flughafen und fahren von dort direkt nach Manhattan. Newark ist glanzloser, unspektakulärer und in Valerie Wilson Wesleys  Roman "Todesblues" düster und mit einem Erbe der Gewalt, das vor allem für die afroamerikanische Bevölkerung seit der Zeit der Rassenunruhen in unguter Erinnerung ist. Bei dem Buch handelt es sich um eine Wiederauflage, ursprünglich hat Wesley ihren Roman wohl in den 90-ern geschrieben. Doch beim Lesen wird klar: Die Themen von Black Lives Matter, die Herausforderungen und Risiken für junge Schwarze Männer waren auch damals schon aktuell, Tamara Hayle, Ex-Polizistin, Privatdetektivin und alleinerziehende Mutter eines Teenager-Sohnes, nimmt ihren neuen Fall nur zögernd an. Eine ältere Frau will wissen, wer ihren Sohn ermordet hat. Für die Polizei hat der Fall keine hohe Priorität gehabt, vermutet sie. Denn Shawn war ein Drogendealer und Waffenschieber

Ein Italo-Münchner in Nordfriesland

 Viele Urlauber kommen wegen der Weite der Landschaft, dem Blick zum Horizont, wegen frischer Brise und Watt an die Nordsee - und St Peter Ording mit seinem breiten Strand ist für viele ein Sehnsuchtsort. Nichts so für Massimo Marconi, bislang Kriminalhauptkommissar in München, der italienischsten aller deutschen Großstädte und dort durchaus zufrieden. Nun muss der überzeugte Single sein Leben beruflich wie privat gründlich umkrempeln und obendrein Vaterpflichten übernehmen: In "Marconi und der tote Krabbenfischer" von Daniele Palu können die Leser*innen den Kulturschock plus Mordermittlung mitverfolgen. Marconis Stimmung zu Beginn des Buches ist ähnlich grautrüb wie der Himmel über der Nordsee: Nach dem plötzlichen Tod seines verwitweten Bruders soll er sich um die plötzlich verwaisten Kinder, Klara und Stefano, kümmern. Da sich die Brüder vor Jahren zerstritten haben, hat er keinerlei Verbindung zu den beiden, in seinem eigenen Leben spielte das Thema Familienplanung eh kei

Toter am Strand und urlaubsreife Kommissarin

 Ein Urlaubskrimi aus Israel - das hat mich erst mal interessiert an Ellie Brauers "Ein nicht ganz koscherer Fall" um die urlaubsreife und herbstbluesgebeutelte Münchner Kommissarin Olivia Pfeiffer. Da trifft es sich ja gut, dass sie als Verbindungsbeamtin nach Israel geschickt wird, um die dortigen Kollegen nach dem Fund eines toten Deutschen, der an den Strand geschwemmt worden ist, zu unterstützen. Leider kann der attraktive italienische Kollege aus München nicht mitkommen, aber der israelische Kollege Micki Cohen ist auch ausgesprochen ansehnlich. Zeit zum Flirten ist aber eigentlich nicht: Jom Kippur steht vor der Tür, der höchste jüdische Feiertag - und da steht in Israel erst mal alles still. Tägliches Schwimmen im Mittelmeer schließt das für Olivia aber nicht aus. Die Suche nach dem Motiv ist zunächst ebenso schwierig wie Antworten auf die Frage, was der Mann in Israel gemacht hat, denn seine Spur verliert sich kurz nach der Ankunft. Auch die ballistischen Untersuchun

Bildungsreise mit Leiche

 "Mord auf der Kreuzfahrt" von Nicholas Blake wirkt wie eine Zeitreise in eine Gesellschaft, die es so nicht mehr gibt und in der die britische upper class, abgesehen von den lästigen Ausländern an Bord - Deutsche mit Rucksäcken, Franzosen, die im Salon plappernde Rudelbildung betreiben und Italiener, die jeder gutaussehenden Frau schöne Augen machen - noch unter sich auf Reisen ist. Kein Wunder: das Buch wurde erstmals in den 1950-er Jahren veröffentlicht, und die anderen moralischen Standards jener Zeit schimmern durch, egal ob es um Homosexualität oder die skandalöse Frage gibt, ob ein Paar womöglich in Sünde, also unverheiratet zusammenlebt. Wobei das erotischen Eskapaden, die allerdings nicht detailgenau ausgebreitet werden, offensichtlich nicht im Wege steht. Aber getrennte Kabinen für Meisterdetektiv Nigel Strangeways und seine Freundin, die Bildhauerin Clare Massinger sind auf der Reise Anstandspflicht. Getrennt schlafen, aber gemeinsam ermitteln und über die lieben M

Dramatischer Trekking-Urlaub für Frauenclique

 Die Romane von Lucy Clarke sind, und das ist positiv gemeint, eine sichere Bank: Spannende, aber nicht zu blutige Thriller in schöner Landschaft, in denen sich Frauenfreundschaften bewähren müssen. Von diesem erwartbarem Schema weicht auch "The Hike" nicht ab: Die Freundinnen Maggie, Helen und Liz brechen zu ihrem jährlichen gemeinsamen Urlaub auf. Jedes Jahr darf eine andere das aussuchen. Die Ärztin Liz hat zur Überraschung ihrer Freundinnen einen Trekkingurlaub in Norwegen gewählt und, gut durchorganisiert wie sie nun einmal ist, den anderen beiden gleich einen Trainingsplan aufgestellt. Zu dumm, dass die alleinerziehende Maggie und Karrierefrau Helen auf die Umsetzung verzichtet haben. Was die beiden anderen wiederum nicht wissen: Die Wanderung ist für Liz auch eine Art Flucht vor den Problemen in ihrer Ehe. Völlig überraschend stößt dann in Norwegen auch Jonie, die vierte der in ihrer Schulzeit unzertrennlichen Freundinnen dazu. Als internationaler Rockstar hat sie sich