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Showing posts from June, 2020

Wessen Erinnerung lügt?

Achtung: Die Küsten-Regionalkrimis bekommen Konkurrenz. Mit „Halligmord“ schickt die Autorin Greta Henning eine neue Detektivin unter die Küsten-Ermittler.   Minke van Hoorn, die eigentlich Meeresbiologie studiert hat, kehrt auf die Hallig ihrer Kindheit zurück. In einem nordfriesischen Küstenstädtchen übernimmt sie das örtliche Polizeirevier – und tritt damit in die Fußstapfen ihres Vaters. Nach seinem Unfalltod vor fünf Jahren beendete sie das Kapitel Meeresbiologie und ging zur Polizeihochschule. Die Voraussetzungen für den allmählichen Einstieg der Berufsanfängerin sind schlecht: Ihr Assistent ist eine Woche   von der Pensionierung entfernt und denkt nur noch an seinen Ausstand. Faul war er zwar schon immer, doch nun ist noch weniger mit ihm anzufangen. Dafür nennt er die neue Chefin, die er bereits als kleines Mädchen kannte, mit nervender Beharrlichkeit „Mäuschen“. Und dann wir auf einer Hallig ein Skelett gefunden. Um wen es sich handelt, wird bald klar: Der örtliche A

Der Palme-Mord als Krimi-Vorlage

So aktuell können Krimis sein:     Gerade mal zwei Woche vor Erscheinen des Buchs „Die Taten der Toten“ präsentierte die schwedische Polizei den Abschluss der Ermittlungen im Mordfall Olof Palme. Um den gewaltsamen Tod des schwedischen Ministerpräsidenten geht es auch in dem Buch des deutsch-schwedischen     Autorenduos Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson.   Mehr als eine Ermittlergeneration dürfte sich im „echten Leben“ an dem größten Kriminalfall der schwedischen Geschichte abgearbeitet haben.     Denn Palme, der nach einem Kinobesuch am 28. Februar 1986 in der Stockholmer Innenstadt erschossen wurde, polarisierte seine Landsleute und hatte auch international Gegner. Die Hinweise, Gerüchte und Spuren im Fall Palme     beschäftigen auch die beiden ungleichen Kommissarinnen Stina Forss und Ingrid Nyström und ihr kleines, entschlossenes Team: Gab es eine rechtsextreme Verschwörung, etwa mit Verwicklungen von Palme-Gegnern in den Reihen der Polizei? Spielte der sü

Ohne Vorkenntnisse getrübtes Lesevergnügen - Lang taucht ab

Ein buchstäblich nach der Wahl abgetauchter Landrat, der später als Wasserleiche im Ammersee wieder auftaucht und eine Rentnergruppe samt Klatschjournalistin als Ermittler in Gang setzt - der Klappentext von "Lang taucht ab" hatte durchaus positive Erwartungen geweckt. An einen Cozy Krimi mit liebenswert skurrilen Figuren und eingebettet ins Regionalkrimi-Setting - Unterhaltungsliteratur eben für einen entspannten Abend. Doch auch wenn manche der Romanfiguren durchaus in dieses Raster passten, hat mich das Buch von Thea Fischer aus gleich zwei Gründen enttäuscht: Der Ammersee-Roman ist Teil einer Serie. Klar, Leser, die schon an den ersten Bänden Gefallen haben und treu durch die nächsten Bücher gefolgt sind wissen mehr. Serien sind ja auch eine Art Leserbindung. Aber dabei wäre schon wünschenswert, dass jedes Buch so in sich abgeschlossen ist, dass Wiederholungsleser zwar Wiedererkennungspunkte haben, aber auch Quereinsteiger beim Lesen nicht über Zusammenhänge stolpern, v

Die Mathematik einer Mordserie

Um Leichen, Rätsel und Mathematik geht es in Guillermo Martinez´Kriminalroman "Die Oxford-Morde", der in der Welt der englischen Universitätsstadt spielt. Der Erzähler, wie der Autor aus Argentinien stammend, ist als Mathematik-Doktorand nach Oxford gekommen. Eigentlich will er sich ganz den mathematischen Rätseln verschreiben, doch dann findet er eines Abends die Leiche seiner Vermieterin, gemeinsam mit einem berühmten Professor für Logik. Der hatte eine geheimnisvolle Nachricht erhalten. Will ein Serienmörder den Professor mit einem Rätsel nach Art der Pythagoras-Anhänger herausfordern? "Die Oxford-Morde" sind vor allem für Freunde klassischer Whodunits und der Klassiker britischer Kriminalliteratur zu empfehlen. Ein wenig scheint das Buch auch von seiner Erzählweise aus der Zeit gefallen und könnte ebenso gut in den 30-er Jahren angesiedelt sein zwischen Teestunden und Tennis-Matchs der akademischen Gesellschaft. Nur der Hinweis auf Handy, Kreditkarten oder Int

Selbstmord oder Serienmörder?

Bei aller Schönheit des südfranzösischen Sommers – von dem er an seinem Arbeitsplatz in den gekühlten Kellerräumen der Rechtsmedizin ohnehin nicht viel mitbekommt – scheint Leon Ritter erstaunlich häufig mit serienmordenden Psychopathen zu tun zu haben. So auch in „Dunkles Lavandou“, dem 9. Band von Remy Eyssen über den deutschen Arzt, der nach dem Tod seiner Frau nicht nur ein neues Leben in Frankreich gefunden hat, sondern mit der Polizeikapitänin Isabelle auch eine neue Liebe. Der Beruf der Lebensgefährtin bringt es mit sich, dass Leon auch diesmal deutlich näher dran ist an den Ermittlungen, als nur mit der Obduktion der Leichen auf seinem Tisch genaue Angaben zur Todesursache machen zu können. So auch nach einem Unfall, der – so wirkt es auf den ersten Blick – durch eine Selbstmörderin ausgelöst wurde. Doch der Arzt wird skeptisch: Die Frau war bereits vor ihrem angeblich tödlichen Sturz tot. Und sie muss vor ihrem Tod schrecklich misshandelt worden sein, wie auch eine weite

Gebeutelter Personenschützer auf Todesliste - Sturmwand

Düster kann die Normandie in der Sturmsaison, und düster geht es auch für den Helden von Benjamin Cors´"Sturmwand" zu. Es handelt sich um den fünften Band einer Serie um den Personenschützer Nicolas Guerlain, der immerhin zum Bewacherpool des französischen Staatspräsidenten gehört. Da dies für mich der erste Band der Reihe ist, den ich gelesen habe, fehlt mir offenbar einiges an der Vorgeschichte der handelnden Figuren, aber eines fällt schon auf: Für einen, der zur Elite der Personenschützer gehört, wird Nicolas im Verlauf der mehr als 400 Buchseiten ganz schön oft ramponiert. Blaue Flecken, ein angeschlagener Kopf, eine gebrochene Rippe - der Mann, der auf Top-Politiker aufpassen muss, bezieht ziemlich viel Prügel. Gehören nicht regelmäßiges Nahkampftraining (und die Fähigkeit, sich verletzungsfrei fallen lassen zu können)  da nicht zum Arbeitsalltag und den antrainierten Fertigkeiten? Vielleicht will Cors damit ja auch demonstrieren, was für ein harter Typ Nicolas ist,