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Showing posts from March, 2023

Schriftstellerin in Schreib-Krise als Ermittlerin wider Willen

 Den Namen Jenny Lund Madsen werde ich mir merken! Denn bereits der Debütroman der Autorin, "30 Tage Dunkelheit", hat mich hundertprozentig überzeugt. Atmosphäre, Plot, Charaktere, Setting - das war alles stimmig, spannend und zudem richtig gut geschrieben. Dazu ist allerdings zu sagen: Es mag der Debütroman sein, als Drehbuchautorin hat Lund mit cliffhangern, Twists und Dialogen bereits Erfahrung - davon profitiert auch ihr Debüt als Romanschriftstellerin. Dunkel geht es in skandinavischen Krimis ja oft zu, hier gibt es auch das passende Wetter: Der überwiegende Teil der Handlung spielt in einem isländischen Dorf im November. Ausgerechnet hierhin verschlägt es die renommierte, aber kommerziell erfolglose Schriftstellerin Hannah. Ihre Prosatexte sind zwar literarisch anspruchsvoll, setzen in den Buchhandlungen eher Staub an. In den vergangenen Jahren hatte sie eine Schreibblockade, ihr nicht wirklich eingestandener Alkoholismus dürfte das Seinige dazu beigetragen haben. Trotz

Psychothriller um Patchworkfamilie mit Geheimnissen

 Leslie ist im Supermarkt, als ihre zwölfjährige Stieftochter anruft und der Albtraum aller Eltern beginnt: Die dreijährige Millie ist verschwunden. Shelby, die große Schwester, war nur kurz auf der Toilette - sagt sie. Bereits auf den ersten Seiten triggert Nicole Trope in ihrem Psychothriller "Das Kind meines Mannes" die Phantasie der Leser. Ist ihre Beschreibung Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft? Ist es das vorweggenommene Ende oder ein Twist, um Spannung zu erzeugen? Twists, soviel sei verraten, gibt es in diesem spannenden Thriller reichlich. Denn in der Patchworkfamilie, um die es geht, hat jeder seine Geheimnisse. Und dann ist da noch eine zweite Erzählebene um Ruth, eine vereinsamte und unter Zwangsstörungen leidende Frau, die versucht. Leslie eine Nachricht zu schicken. Konflikte gibt es reichlich in der scheinbar heilen Welt Leslies, die zugunsten von Ehe und Familie die berufliche Karriere aufgegeben hat. Sie lebt in erheblichem Wohlstand - doch ist das genug?

Justizkrimi um Vater-Sohn-Konflikt und Immobilienspekulationen

 Mit ihrem ersten Berliner Justizkrimi um den Rechtsmediziner Justus Jarmer und den Strafverteidiger Rocco Eberhardt haben mich Florian Schwiecker und Michael Tsokos seinerzeit voll überzeugt - da war ich auch gespannt auf den zweiten Fall der beiden, "Die letzte Lügnerin". Auch hier ist wieder klar erkennbar, dass viel praktische Erfahrung mit den Vorgängen an Gerichten, der Arbeitsweise der Justiz und das spezifische Know-How der Rechtsmedizin vorhanden ist. Auch wenn ich vermute, dass Schwiecker vielleicht schon ein paar Jahrr lang nicht mehr vor Gericht agiert hat, denn manche Dialoge zwischen der Vorsitzenden Richterin und den Prozessbeteiligten verlaufen denn doch eine Ecke sperriger und hochformeller, als ich das aus Strafprozessen kenne. Aber vielleicht ist der Umgangston in Berlin auch ein bißchen anders - das preußische Erbe eben. Mit dem Thema Mieterhöhungen, Wohnungskrise, Spekulationen auf dem Immobilienmarkt und Profitstreben, das zur Verdrängung von Klein- und

Das britische Seniorenquartett hat einen neuen Fall

 Es gibt Bücherserien, die nach dem ersten Erfolg abflauen und in Routine erstarren. Die Donnerstagsmordclub-Serie  von Richard Osman gehört erfreulicherweise nicht dazu. In ihrem dritten Fall  mischen die vier Hobby-Schnüffler aus der Seniorenresidenz einen Fall von Geldwäsche auf. Und noch nie war so viel Liebe mit im Spiel. Die angejahrten Freizeitermittler, die mittlerweile stramm auf die 80 zugehen, wollen diesmal einen Mord ohne Leiche aufklären. Denn vor Jahren verschwand eine junge Journalistin, die einem brisanten Fall von Geldwäsche auf der Spur war. Ihr Auto stürzte über eine Klippe, doch die Leiche der jungen Frau blieb verschwudnen.  Die ehemalige Krankenschwester Joyce macht sich ja zunächst ein bißchen Hoffnung auf den silberlockigen Moderator der Nachrichtensebdung des Lokalsenders, der mit der Vermissten befreundet war. Erotisch kann der Frauen allerdings so gar nichts abgewinnen - Pech für Jodyce. Dafür ist die energische Maskenbildnerin Pauline eine Frau nach dem Her

Drama pur - leider over the top

 Man kann es als Krimi- und Thrillerautor auch übertreiben. Dann nämlich, wenn aus einem durchaus interessanten Plot ein so reißerischer Roman gemacht wird, dass es auf Kosten jeglicher Glaubwürdigkeit geht. So geschehen bei "Der Riffgeist" von R.P. Hahn, der mich leider so gar nicht überzeugen konnte.  Dabei griff ich mit großen Erwartungen zum Buch, auch wenn ich die Rügen-Reihe des Autors bisher nicht kannte. Doch Hahn ist vor allem Drehbuchautor - das garantiert in der Regel verdichtete, visuelle Darstellung und Texte mit starken Dialogen. Dass der Autor obendrein für das Drehbuch von "Das Wunder von Bern" verantwortlich gezeichnet hatte, schien ebenfalls eine Empfehlung. Leider wurde ich enttäuscht. Viel Drama wurde hineingelegt in eine Geschichte von strauchelnden Polizisten, Menschenhandel und einem syrischen Flüchtlingsmädchen, um Selbstjustiz und den Mord an einer schönen jungen Frau. Doch es war zuviel des Guten, irgendwie over the top, zu viel Blut und Tr