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Showing posts from November, 2021

Intrigen in der Verlagsbranche - In ewiger Freundschaft

 Von wegen ewige Freundschaft! Eine seit Schulzeiten bestehende Freundesclique teilt in Nle Neuhaus zehntem Taunuskrimi so manches Geheimnis und neigt zu Intrigen, die auch vor den Freunden nicht haltmachen.  Liegt es daran, dass die Schöngeister und Intellektuellen von einst in der Verlagsbranche gelandet sind und es nicht allein um Literatur, sondern auch harten kommerziellen Druck geht? Taunus-Ermittlerin Pia Sander will eigentlich nur ihrem Ex-Mann einen nicht ganz uneigennützigen Freundschaftsdienst erweisen. Der ist nämlich unter die Kriminalschriftsteller gegangen und hat nun schon das zweite Buch über einen Fall geschrieben, mit dem er als Leiter der Frankfurter Rechtsmedizin befasst war und in dem Eingeweihte sehr leicht Parallelen zu Pia und ihren Kollegen erkennen.  Das allein könnte ja noch der Eitelkeit schmeicheln, doch dass der Pathologe sein zweites Buch ausgerechnet "in Liebe" Pia widmete, hat deren jetzigen Ehemann nicht gerade begeistert.  Henning Kirchhoff

Mobbing, ein verschwundenes Bild und neue Ermittlungen im Auftrag ihrer Majestät

 Wozu royale Termine manchmal gut sind - Queen Elizabeth II, stutzt, als ihr Blick bei einem Navy-Termin  auf ein paar dekorativ aufgehängte Bilder fällt. Hing das Bild der königlichen Yacht "Britannia" nicht jahrelang vor ihrem Schlafzimmer? Und wann verschwand "das schreckliche kleine Ding", wie das nicht sonderlich überragende Werk von Prinzgemahl Philipp despektierlich genannt wird? Ihre Majestät will es genau wissen - und da eine Königin fortgeschrittenen Alters kaum unauffällig detektivische Laufarbeit machen kann, verlässt sie sich in S.J. Bennetts Cozy-Krimi "Die unhöfliche Tote" einmal mehr auf ihre tatkräftige stellvertretende Privatsekretärin Rozie Oshodie. Das Rätsel um das künstlerisch nicht sonderlich wertvolle Bild, das für die Queen gleichwohl hohen emotionalen Wert hat, lässt sich noch ohne größeres Aufsehen angehen. Doch wie schon im Fall eines toten Russen im Kleiderschrank rückt auch im zweiten Band um die Queen als Hobby-Detektivin die

Briefroman für Fans der Gereon Rath-Reihe

 Als Serie "Babylon Berlin" ein Hype hat die Romanvorlage von Volker Kutscher zu dem in der Spätphase der Weimarer Republik und den ersten Jahren des Dritten Reichs ermittelnden Kommissars Gereon Rath ebenfalls treue Fans. Wer den bislang letzten Band der Reihe gelesen hat, zweifelt angesichts der Entwicklung in "Olympia", ob eine Fortzsetzung dieses achten Bandes überhaupt möglich ist. Düster, schillernd, brutal und voller Herausforderungen ist die Welt, in der sich Rath und seine Frau Charlotte bewegen. Und die größte Herausforderung von allen bleibt dabei womöglich: Wie bleibt man ein anständiger Mensch in einer Zeit, in der Fanatismus, Naziideologie und blinder Gehorsam auch in Kollegenkreisen zur neuen Normalität wird? Für Fans gibt es jetzt das gemeinsame Buch "Mitte" von Kutscher und der Illustratorin Kat Menschik. Dabei ist es auf jeden Fall von Vorteil, die Bücher der Gereon Rath-Reihe zu kennen, insbesondere "Olympia". Mit einem Briefro

Nicht nur der Eisbär sorgt für Gefahren

 Was tut  ein liebender Vater und Großvater nicht alles, wenn seine Hilfe gebraucht wird! Trond Lie, verwitweter Kommissar im Ruhestand im norwegischen Bergen, gibt seinen vergleichsweise südlichen Standort auf, um seiner alleinerziehenden Tochter Ingvild unter die Arme zu greifen. Die jongliert in einem Dorf auf Spitzbergen drei Jobs gleichzeitig - da bleibt zu wenig Zeit, sich ausreichend um den vierjährigen Bjarne zu kümmern.  Trond Lie verbringt liebend gerne Zeit mit seinem Enkel - die Polarnacht allerdings macht ihm schwer zu schaffen, und das nicht nur, weil er in der Dunkelheit eine beinahe tragisch endende Begegnung mit einem Eisbären hatte. Auch sonst, so fürchtet er, nähert er sich einem Polarkoller, mit Paranoia, Wutausbrüchen, Halluzinationen - nicht die bestens Voraussetzungen für den normalen Alltag, geschweige denn in einer Krise.  Denn der pensionierte Kommissar sieht sich unversehens nicht nur als Babysitter, sondern als Ermittler gefragt in Hanne Kvandals (ein Pseudo

Gentleman-Spione und Verräter - ein letzter John leCarré

 Ach wie gut, dass John LeCarré bei seinem angesichts des hohen Lebensalters nicht völlig überraschenden, aber gleichwohl bedauerlichem Tod keinen blanken Schreibtisch hinterließ. sondern auch ein Manuskript. Zum 90. Geburtstag des großen alten Gentleman anspruchsvoller Spionageliteratur ist nun "Silverview" erschienen, und auch wenn es nicht ganz mit der Karla-Triologie mithalten kann, hält auch dieses (Hör-)buch, was der Autorenname verspricht. Wieder einmal zeigt LeCarré, wie die Ränke- und Doppelspiele von Agenten und Verrätern den Alltag seines Protagonisten verändern und immer neue Fragen aufwerfen. Ein wenig scheint "Silverview" aus der Zeit gefallen, die Technologie des 21. Jahrhunderts hat zurückzustehen hinter persönlichen Begegnungen und Übergaben von Nachrichten, toten Briefkästen und abhörsicher arrangierten Treffen, man ist als Spion schließlich immer misstrauisch und rechnet mit unerwünschten Beobachtern. Oder ist spätestens seit dem NSA-Skandal bei d

Tod und Intrigen an der Newa

  Es gibt Länder, da kann es für ehrliche Polizisten eine Herausforderung sein, integer zu bleiben. Natalia Iwanowna, Ermittlerin bei der Polizei in Sankt Petersburg, weiß das nur zu gut. So ganz ohne Trickserei kommt auch die Beamtin nicht durchs Leben - um den 18-jährigen Stiefsohn vor der Einziehung zum Militär und möglicherweise einem Einsatz in der Ostukraine zu bewahren, braucht er einen Studienplatz - und dabei zählen Schulnoten weniger als das Bestechungsgeld für den Verantwortlichen an der Hochschule. Ehemann Mischa, ebenfalls Polizist, nimmt die Regeln womöglich etwas lockerer, fürchtet Natalia - und sie weiß nicht, ob ihre Ehe den Verdacht, Mischa könne sich schmieren lassen überleben. Ein neuer Fall lässt der Kommissarin in G.D. Absons (Hör-)Buch "Tod in den Weißen Nächten" allerdings wenig Zeit zum Grübeln. Zena, die Tochter eines schwerreichen schwedischen Industriellen, ist nach einer alkohollastigen Partynacht verschwunden. Eine Entführung ist nicht auszuschli