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Showing posts from October, 2022

Der tote Bräutigam im Strandkorb

 Schon der Titel "Todesfalle Hochzeit in St. Peter-Ording" suggeriert: Der Start ins Eheglück steht in  Stefanie Schreibers Buch um die Kommissarin Charlotte Wiesinger und den Hausmeister und "Hilfssheriff" Torge Trulsen unter keinem guten Stern. Alle Festgäste samt Familie sind für die Hochzeit von Hotelerbin Constanze von Haferkamp erschienen, nur der Bräutigam fehlt. Er hat es sich nicht etwa in letzter Minute anders überlegt, sondern wird tot im Strandkorb gefunden, ausgerechnet von der Schwester der Braut, mit der er früher einmal liiert war. Hat die Sitzengelassene ein Motiv? Oder der Ex-Freund der Braut, der verdächtig schnell zum Trösten und in der Hoffnung auf eine zweite Chance an ihre Seite eilt? Warum hatte das Brautpaar kurz vor der Hochzeit so erbittert um den Ehevertrag gestritten?  Torgen Trulsen jedenfalls jubiliert - er ist den professionellen Ermittlern in diesem Cozy-Krimi zunächst einen Schritt voraus, schließlich ist er als erster auf den Vermi

Schottische Ungerechtigkeiten

 Mit "Das Unrecht von Inverness" hat Douglas Skelton erneut einen Highland-Krimi um die Reporterin Rebecca Connolly aus Inverness geschrieben, die ich erstmal bei "Grab in den Highlands" kennengelernt hatte. Auch hier gibt es wieder viel Schottland-Atmosphäre und so manchen Rückblick auf vergangene Clanstreitigkeiten und die Kämpfe zwischen den Hochlandschotten und den Engländern, die bekanntlich bis in die Gegenwart nachwirken. Rebecca Connolly hat hier mit einem Stalker aus der rechtsextremen Szene und der andauernden Feindseligkeit der Matriarchin eines kriminellen Clan zu tun, die ihr die Schuld am Tod eines ihrer Söhne gibt. Trotzdem findet sie die Energie, mit ihren Recherchen die Hintergründe eines möglichen Justizirrtums in Angriff zu nehmen: Seit nunmehr zehn Jahren sitzt James Stewart hinter Gittern. Er wurde als Mörder seines wesentlich älteren Liebhabers, eines Anwalts und Aktivisten verurteilt. Seine Mutter glaubt an seine Unschuld - und auch die Schwes

Agent im Zentrum einer Polit-Intrige

 Es war die Rede von Colin Powell in der UN, die auch Skeptiker in die Koalition der Willigen brachte und den Irakkrieg ermöglichte: Die USA hätten Beweise dafür, dass der Irak im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei, so Powell. Dem gemäßigten Republikaner, Berufsmilitär und Diplomaten, der international Ansehen und Glaubwürdigkeit genoss, wurde Glauben geschenkt. Heute weiß man: Die Angaben waren nicht wahr. Möglicherweise war Powell selbst getäuscht worden von der Falkenfraktion des Bush-Administtation. Und wenn das alles früher bekannt gewesen wäre? Diese Idee steht im Mittelpunkt des Plots des Politthrillers "Einmal noch sterben"  von Oliver Bottini um den ausgebrannten BND-Agenten und Präzisionsschützen Frank Jaromin. Ein französischer Geheimdienstoffizier erhält von einer irakischen Quelle eine brisante Nachricht: Die Angaben über irakische Massenvernichtungswaffen sind ein Fake, es gibt Beweise dafür, dass der Informant, der wiederum vom BND in Deutschland geführt w

Tour der Leiden für Autoren und Ermittler

 Mit "Soko Börsenfieber" hat Gerhard Henschel nunmehr den dritten Band um die Abenteuer des Uelzener Kommissars-Ehepaars Gerold und Fischer vorgelegt - und bleibt dabei dem Rezept des ersten Bandes "Soko Heidefieber" treu: Hier wird gnadenlos überzeichnet, das Regionalkrimigenre persifliert, und auch der leidgeprüfte Schriftsteller Thomas Gsella samt seines Autorenkupels Frank Schulz auf eine Tour der Leiden geschickt, diesmal quer durch Südamerika. Hier kann der Autor Henschel sämtliche sadistische Fantasien, was er seinen Figuren antun kann, genüsslich ausleben. Nebenbei gibt es Seitenhiebe auf die Finanzwelt, die Kirche, die Mafia und Superhelden in Polizeidiensten. Auch Linguisten kommen einmal mehr auf ihre Kosten, schließlich spricht die Fischerin friesisches Platt. Nein, allzu ernst sollte man das alles nicht nehmen, aber in der Übertreibung ist auch Soko Börsenfieber lustig - auch wenn das Erzählschema mittlerweile vertraut und ein wenig abgenutzt ist. Wie e

Mord auf der Hallig

 Angesichts der geringen Bevölkerungszahl auf den Halligen in der Nordsee wird die von Greta Henning erdachte Kriminanlpolizistin Minke van Hoorn erstaunlich oft zu Leichen gerufen. In "Halligzorn", dem nunmehr zweiten Band der Nordsee-Krimiserie, ist es erneut ihre Heimathallig. Ausgerechnet bei dem von Minkes Mutter organisierten Mittsommerfest wird die 17-jährige Leonie tot am Strand gefunden. Das Mordwekzeug ist schnell ermittelt - ein Eispickel, mit dem zuvor das Wappen Frieslands in einen Eisblock gehauen wurde. Wer der Täter sein könnte, das ist die schwierigere Frage. Als verwöhnte Tochter eines reichen Bauunternehmers war die schöne und selbstbewusste Leonie der Star an der Schule. Besonders sympathisch war das Mordopfer allerdings nicht, wie Minke schnell merkt - gnadenlos habe die jnuge Frau die Schwächen anderer aufgedeckt und andere gerne bloßgestellt.  Von ihrem Freund, der einkommenstechnisch weit von ihrer Welt entfernt war, hatte sie sich kürzlich getrennt, e

Ungewöhnliches Killerduo im Auftrag der Gerechtigkeit

 Wenn von einer Lizenz zum Töten die Rede ist, denkt man ja meist an smarte Agenten vom Schlage eines James Bond. Frau Morgenstern, die Hauptfigur von Marcel Huwylers Roman "Frau Morgenstern auf der Flucht", arbeitet in der gleichen Sparte für ein Schweizer Ministerium, entspricht als ehemalige Grundschullehrerin mit Silberhaar und einer Vorliebe für gute Manieren nicht so ganz dem klassischen Killer-Klischee. Ihr Teampartner Miguel, Ex-Söldner mit einem Hang zu großen Autos und großen Waffen, in der Arbeitsteilung, eher fürs Grobe vorgesehen, passt da schon eher rein. Die Arbeitsroutine der beiden gerät ins Stocken, als Frau Morgenstern ein Kollegenteam bei der Liquidierung eines Mannes erwischt, der ihr viel bedeutet. Spontan greift sie zur ersten greifbaren Waffe und tötet einen der Kollegen. Der zweite überlebt, und das ist nicht gut, denn nun ist Frau Morgenstern auf der Flucht, gejagt von ihren einstigen Kollegen. Miguel entscheidet sich spontan, sie zu begleiten.  Die