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Showing posts from February, 2023

Die Putzfrau und der Polizist - starkes Ermittlerteam im "Pott"

 Pamela Schlonski (benannt nach der Olbaron-Lady aus der 80-er Jahre Serie "Dallas")  kann es nicht lassen. Die alleinerziehende Mutter, die im Ruhrpott ein zwei-Frau Reinigungsunternehmen aufgebaut hat, drängt es wieder ins Detektivspiel. Als Putzfrau ist sie schließlich Expertin dafür, versteckte Staubkörner, Spinnweben und Dreckspritzer noch in der verborgensten Ecke aufzuspüren. Sie hat den Blick fürs Detail, ihre Kunden müssen nach dem Putzeinsatz nicht erst suchen, wo ihre Siebensachen sind.  Und obendrein geht es im zweiten Fall der patenten Putze, um Ehrenrettung des lieben Onkels. In dessen Bäckereifilaile wird nämlich in "Der  Weckmann" von Mirjam Munter im Ofen ein Weckmann entdeckt, der nicht nur deutlich größer ist als das rheinische Backwerk üblicherweise ist, er hat auch einen äußerst beunruhigenden Inhalt: Den Besitzer einer örtlichen Bäckerei. Natürlich mausetot. Obendrein hatte der Onkel vor Jahren eine handfeste Auseinandersetzung mit dem Mann, wi

Segeltörn wird zum Psychodrama

 Ein Kriminalroman ist "In blaukalter Tiefe" von Kristina Hauff nicht, spannend ist das Buch über zwei Paare und einen Skipper, aus wechselnden Perspektiven erzählt, dennoch. Denn der romantische Segeltörn zum schwedischen  Schärengarten wird zu einem handfesten Psychodrama. Sehr unterschiedliche Charaktere, Ambitionen und Träume prallen an Bord der Yacht mit all ihrem begrenzten Raum und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten zusammen, der Sturm, der am Ende auch die Wetterlage eskalieren lässt, trägt das Seinige dazu bei.  Für das Powerpaar Caroline und Andreas ist der Törn ein langgehegter Traum. Caroline, Chefredakteurin eines Lifestyle Magazins, hat schon lange von einem Urlaub in den Scherengärten geträumt. Andreas, Wirtschaftsstrafverteidiger und ein typisches Alphatier, erhofft sich bei Segelromantik auch wieder harmonischeres Fahrwasser für die Ehe, denn zwischen dem Paar ist Entfremdung gewachsen. Eigentlich keine gute Idee, unter diesen Umständen die Reise auch noch für e

Tod eines Läufers

 Hier wird viel gefroren: "Eisjagd" von  Madita Winter spielt im nordschwedischen Jokkmokk am Polarkreis, sozuasagen zwischen Rentieren und sehr viel Eis und Schnee. Den Ort mit dem irgendwie lustigen Namen gibt es tatsächlich und hier wohnt auch das Autorienehepaar Madita und Stefan Winter, das sich hinter dem Teil-Pseudonym verbirgt. Polizistin Amelie hat sich eigentlich auf eine entspannte Woche Urlaub mit ihrem Freund Daniel gefreut. Nur das 200 Kilometer Langlaufrennen, das in Jokkmokk ausgetragen wird muss noch von der einzig am Ort verbliebenen Polizistin bewältigt werden. Und klar: Es muss natürlich etwas passieren. In der Gruppe der ehrgeizigen Amateure kämpt der örtliche Geschäftsmann Stig um den Sieg und hat sich wie ein Profi darauf vorbereitet. Doch er ist derjenige,der plötzlich tot im Schnee liegt. Hat ihn der Skistock seines Vordermanns im Auge erwischt und eine tödliche Verletzung zugefügt? Schnell stellt sich heraus: Es war Mord, doch sowohl die Mordwaffe wi

Zwei Schwestern im Nordirland-Konflikt

 Für ein Mädchen aus einer Sozialwohnung in Andersontown, neben der berühmten Falls Road eines der bekanntesten katholischen Ghettos in Belfast während des blutigen Bürgerkriegs, hat Tessa es weit geschafft: Sie arbeitet als Produzentin politischer Sendungen für die BBC in der nordirischen Hauptstadt. Nicht alle in ihrer alten Nachbarschaft finden das gut. Doch während Tessa die jahrhundertelange Diskriminierung der katholisch-irischen Bevölkerung durch angelsächsische Protestanten durchaus wahrnimmt, liegt ihr politischer Aktivismus fern.  Als alleinerziehende Mutter konzentriert sie sich ganz auf ihren kleinen Sohn Finn, der mit seinen acht Monaten noch ganz auf sie angewiesen ist. Und auch mit ihrem Leben in einem überwiegend protestantischen Dorf außerhalb von Belfast hat sie sich von den "troubles" entfernt. Bis sie eines Tages in einer Nachrichtensendung ein Foto ihrer Schwester Marian mit einem Fahndungsaufruf sieht. Die Rettungssanitäterin war an einem IRA-Überfall au

Mordopfer ermittelt in eigener Sache

 So hatte sich Börnie, Marketingchefin eines Kosmetikunternehmens, ihre Abschiedsparty nicht vorgestellt: Statt Ex heißt es plötzlich Exitus. Börnie  betrachtet die Feier gewissermaßen aus der Vogelperspektive, einschließlich des eigenen Körpers, der reichlich derangiert und buchstäblich mit Schaum vorm Mund auf dem Boden liegt. Keine Nahtod-Erfahrung, sondern richtig tot, wie der Gerichtsmediziner dem schnuckeligen Detektiv bestätigt. Börnie hört staunend zu - und staunt, dass sie hier überhaupt noch zuhören kann. Empört ist die frischvergiftete Tote, dass ihr Selbstmord unterstellt wird. Dabei ist sie doch gar nicht der Typ für Suizid, schäumt die Frau mit der Machermentalität, die auch als Geist nicht einfach stillsitzen und dem ansehnlichen Kommissar die Arbeit überlassen kann. Für sie steht fest: es war Mord. Und deshalb ermittelt sie, quasi aus dem Jenseits, in eigener Sache. "Es gibt ein Sterben nach dem Tod" heißt die cozy Krimikomödie von Tatjana Kruse, die sich nich

Brauner Sumpf im Alpenland

  Mit "Peter kommt später" lässt Thomas Raab zum dritten Mal Frau Huber im österreichischen Glaubenthal ermitteln. Dabei überzeugt mich die alte Dame mit dem herben Charme, eine Grantlerin mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Leider gerät das Buch über weite Strecken langatmig  und braucht ordentlich Zeit, um in Schwung zu kommen. Und das ist schade, denn der Plot ist ebenso überzeugend wie der bitterböse, sarkastische Humor, der hier immer wieder durchbricht - leider nicht durchgehend. Denn als erst die alte Brucknerwirtin nicht ins Gras beißt, aber tot im Kaiserschmarrn endet und wenig später die Dorfälteste Hertha ausgerechnet an ihrem 99. Geburtstag ermordet aufgefunden  wird, kann die Huberin nicht untätig bleiben. Vor allem, da ausgerechnet Hertha, die sich nach dem Krieg verwaister Kinder angenommen hat, mit einem Nazi-Dolch im Rücken daliegt, das will Frau Huber nicht in den Kopf. Dabei wird mit dem Dolch bereits ein Leitmotiv gesetzt, denn die Verbrechen spülen auch