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Showing posts from July, 2019

Ermittlungen in einer Diktatur

Auf den ersten Blick ist Rafik Schamis Buch "Die geheime Mission des Kardinals" ein Kriminalroman. Schließlich wird - welch ein Skandal! - die Leiche eines römischen Kardinals in einem an die italienische Botschaft in Damaskus gelieferten Fass mit Olivenöl gefunden. Ein Fall, vielleicht der letzte große Fall, für den melancholischen Kommissar Barudi, wenige Monate vor seiner Pensionierung. Die vatikanische Botschaft  gibt sich zugrknöpft. Barudi, der zur christilichen Minderheit in Syrien gehört, bekommt über private Kontakte heraus, dass der Kirchenfürst in geheimer, komplizierter Mission unterwegs war. Diplomatie und Diskretion sind gefragt bei der Aufklärung dieses Falles, der schnell auch internationale Irritationen auslösen könnte. Wurde der Tat von Islamisten ermordet, gibt es persönliche Motive und warum soll der Kardinal zu einem muslimischen Bergheiligen Kontakt gesucht haben? Barudi, dieser leise, einsame und Gerechtigkeit liebende Mann, ahnt: Dieser

Schmutzige Bomben und Geheimdienste am Kap - "Sleeper"

Der Kalte Krieg mag vorbei sein, aber Geheimdiensten gehen nie die Feinde aus. Im Thriller "Sleeper" des südafrikanischen Autors Mike Nicol tummeln sich gleich mehrere Nachrichtendienste in Kapstadt und die Tödlichkeit des Agentenlebens hat seit den Tagen östlich oder westlich des Eisernen Vorhangs nichts eingebüßt, wie der Privatdetektiv und Freizeitdealer Bartolomeu "Fish" Pescado feststellen muss. Nun ist die Welt am Kap der Guten Hoffnung ja ohnehin nicht hundertprotentig in Ordnung: Hohe Kriminalität, Korruption, Vetternwirtschaft in einem ANC, der sich in den Jahren der Alleinherrschaft ein ganzes Stück weit von den Idealen des Freiheitskämpfers Mandela entfernt hat. Wirtschaftlich läuft auch nicht alles so, wie es sollte - da kommen Politiker schon mal auf Ideen für Sondereinnahmen. Etwa wenn es darum geht, angereichertes Uran aus Apartheidtagen an irgendwelche Schurkenstaaten zu verhökern - Hauptsache, die Bezahlung stimmt. Diese ganze Welt

Asperger und Algavre - "Weiße Fracht"

Spätestens seit "Rain Man" haben Autoren und Filmemacher Autisten oder Menschen mit Asperger Syndrom samt ihrer (im wirklichen Leben wohl nicht ganz so häufig auftretenden) möglichen Superbegabungen für sich entdeckt. Lisbeth Salander, die geniale Hackerin aus der "Millenium" Reihe, ist ja auch so ein Fall. In "Weiße Fracht" von Gil Ribeiro ist Leander Lost als LKA-Austauschbeamter an der Algavre der Außenseiter vom Dienst, mit photographischem Gedächtnis und der Unfähigkeit zu lügen oder Ironie zu verstehen. Der Fund eines ermordeten deutschen Aussteigers ruft Lost und seine portugiesischen Kollegen auf den Plan. Die Szene am Tatort ist ein wenig makaber - wieso hat der Täter dem Toten eine Feder ins zuvor zerschossene Auge gesteckt, ein Petruskreuz auf die Brust, und eine rote Sieben an die Decke gemalt? Ein Einbrecher, der im Haus des Toten auf frischer Tat ertappt wird, scheidet als Täter aus,  bringt die Ermittler aber auf die Fährte einer demnächst