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Showing posts from April, 2021

Der Cop, die Putzfrau und der unterschwellige Dreck von Suburbia - "In Aufruhr"

 Ruby Wright hat Pläne: Sie möchte aufs College gehen und Lehrerin werden. Doch zunächst einmal steht sie vor Hindernissen - dass sie kein Geld hat und aus dem Armenviertel South Central Los Angeles kommt, ist fast schon das geringste. Ruby ist schwarz, und in der US-Gesellschaft der späten 50-er Jahre wird ihr gerade mal ihr derzeitiger Job zugestanden: Als Putzfrau in den weißen Suburbs, ständig konfrontiert mit dem allgegenwärtigen Rassismus. Zwar gärt es in South Central, doch die politischen Reden vom Kampf für Veränderung werden als Männersache gesehen - da ist ihr Freund Joseph keine Ausnahme. Doch richtig in der Klemme steckt Ruby, als sie zu ihrer Lieblingskundin geht und nur die verstörte Tochter im Garten vorfindet, offensichtlich alleine. Statt ihrer Arbeitgeberin stößt sie in der Küche nur auf eine Blutlache - und als sie die Nachbarin alarmiert und die Polizei gerufen wird, wird Ruby erst mal festgenommen.  Der Detective, der sich um den Vermisstenfall kümmert, ist in der

Schatten der Vergangenheit auf dem Gurkenfest - "Verfehlt"

 Kollegen halten die Anspannung von Kommissarin Klaudia Wagner bei der Sicherung des alljährlichen Gurkenfests für übertrieben: Hier ist Lübbenau, nicht Berlin - was sollte schon groß passieren, außer den üblichen Gurkenschnapsleichen und eventueller Fest-Schlägerei? Aber natürlich, der Leser ahnt es (sonst hätte Christiane Dieckerhoff ja auch keinen Stoff für ihren neuen Spreewaldkrimi "Verfehlt") kommt es ganz anders - vor den Augen der Polizisten bricht der Schützenkönig in seinem Kahn zusammen - und die Todesursache ist nicht natürlich. Auch auf Wagners alten Freund, den Fährmann Schiepschick, wird ein Anschlag verübt, mitten auf dem Volksfest. Wagner sorgt sich nicht nur um ihren alten Freund, sie muss sich auch mit einem arroganten LKA-Kollegen auseinandersetzen, der sie nur zu Hilfsarbeiten heranholt - und stößt dabei auf Hinweise, die Schiepschick plötzlich in ein ganz anderes Licht rücken. Ist ein unbekannter Täter auf Rachefeldzug für ein ungeahndetes Verbrechen in

Instinkt und Überraschungen - Fester Grund

 Nicht immer zählt die Logik, manchmal muss man den eigenen Instinkten vertrauen - das erfährt Karen Eiken Hornby, die Protagonistin von Maria Adolfssons "Fester Grund" im dritten Teil der Doggerland-Triologie gleich mehrmals, privat und beruflich. War sie am Anfang des ersten Romans verkatert neben ihrem eigentlich ziemlich unsympathischen Chef aufgewacht, hat sich ihr privates Leben vergleichsweise stabilisiert. Und auch mit der Trinkerei hält sie sich mittlerweile ziemlich zurück - und sei es nur, weil die Blutwerte für die routinemäßige Fitnessprüfung der Doggerländer Polizei stimmen sollen. Dennoch steht die Polizistin ziemlich unter Druck. Sie soll sich diskret um eine angeblich verschwundene Popdiva Luna kümmern. Der Fall passt Karen gleich aus zwei Gründen überhaupt nicht. Zum findet sie, dass ihr Mitbewohner und Gelegenheitslover Leo der charismatischen blonden Schönheit bei gemeinsamen Studioaufnahmen viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt hat, zumal er Luna in seine

Ein Richter in der Krise

   Schuld, Gerechtigkeit und irgendwo dazwischen steht das Gesetz. In Markus Thieles Justizroman "Die Wahrheit der Dinge" geht es um einen Richter in privater und beruflicher Krise, den Vorsitzenden einer Strafkammer, der plötzlich an sich und seiner Urteilsfähigkeit klagt, während sein jüngstes Urteil nicht nur eine mögliche Revision durch den Bundesgerichtshof, sondern auch eine Familienkrise heraufbeschwört.  Es wäre das fünfte Urteil, das der BGH kippt - für Frank Petersen ein Grund, plötzlich alles zu hinterfragen. Ist er voreingenommen, wie seine Frau es ihm vorwirft? soll er erst einnal eine gesundheitlich begründete längere Auszeit nehmen, wie seine Gerichtspräsidentin ihm vorschlägt? "Die Wahrheit der Dinge" ist kein Justizthriller a la Grisham, wie ja auch ein Strafprozess in einem deutschen Gerichtssaal nicht dem Schlagabtausch wie in den USA oder in Großbritannien gleicht, wo die Prozessbeteiligten eine Gruppe Geschworener von ihrer Sichtweise überzeugen

Detroit Noir

 Mit seinem Buch "Der gekaufte Tod" hat Stephen Mack Jones für mich einen Krimi mit Wow-Effekt geschrieben: Tough und hart, doch zugleich mit Wärme und Menschlichkeit, mit einem interessanten Protagonisten und einem Plot, in dem es um Korruption, Machtmissbrauch und den drohenden Untergang einer Stadt geht, ohne zu beschönigen oder zu resignieren. Geschrieben in einem lakonischen Stil, der manchmal von düsterer Poesie durchsetzt ist, ein Krimi Noir, der Schablonen vermeidet und atmosphärisch dicht ist, dazu spannend bis zum Schluss. In einer Stadt, aus der die wohlhabenden Weißen fliehen und in der sich die Latinos und die Afroamerikaner nicht gegenseitig über den Weg trauen, ist August Octavio Snow ungewöhnlich: Die Mutter stammte aus Mexiko, der Vater ein schwarzer Cop, der aus dem tiefsten Süden stammte und sich den Respekt der Nachbarn in Mexicantown erwarb.  Auch August wurde nach seinem Dienst bei den Marines in Afghanistan Polizist,  doch  das ist Vergangenheit. Nach s

Ein Mörder auf Rachezug? Die Küstenkommissarin

Konflikte zwischen Umweltschützern und Immobilienhaien, Landkauf und Veränderung des sozialen Gefüges, Geldwäsche und mögliche Stasi-Seilschaften - es ist eine vielfältige und zunächst unübersichtliche Gemengelage die sich der Kommissarin Frida Beck bei ihren Ermittlungen an der Ostseeküste Präsentiert. In "Die Küstenkommissarin" stellt Jonas Brandt die Ermittlerin der Kripo Lübeck und ihren Kollegen Denis Yilmaz erstmals vor, wobei das Hauptaugenmerk auch Beck liegt und Yilmaz eher der wohlwollende Sidekick ist. Unter einer Segelyacht in Dahmeshöved wird die Leiche eines Jugendlichen entdeckt und das Gespann Beck/Yilmaz soll klären - Unfall oder Mord? Der Leiter der Mordkommission ist zögerlich, Beck zum Tatort zu schicken - ein über zugerichteter Junge, das könnte schlimme Erinnerungen bei der Kommissarin triggern, die bei einem ihrem Mann geltenden Mordanschlag auch ihren Sohn verlor und sich seitdem in der Arbeit vergräbt, auch wenn Yilmaz immer wieder versucht, sie zu ve

Der tote Lakai vor den Gemächern der Queen - Tod im Buckingham Palast

  Irgendwie landen in letzter Zeit immer wieder unterhaltsame Krimis auf meinem Bücherstapel, in denen prominente Frauen ermitteln - Angela Merkel in der Uckermark etwa und nun gleich doppelt die Queen: Nach dem "Windsor Komplott" ist bei Bastei-Lübbe nun "Tod im Buckingham Palast" von C.C. Benison erschienen, dessen Original allerdings bereits vor einigen Jahren veröffentlicht wurde. Was nicht nur daran bemerkbarist, dass die Handlung kurz nach dem "anno horribilis" der Scheidungen der Königkinder spielt, sondern auch etwa von Walkman und anderen technischischen Geräten die Rede ist, die der jüngeren Vergangenenheit angehören. C.C. Benison ist ein Pseudonym des kanadischen Autors Doug Whiteway. So ist es wohl nicht verwunderlich, dass die zweite Protagonistin des Buches, das Hausmädchen Jane Bee, Kanadierin ist. Und auch sonst stößt der Leser auf verschiedene "Canucks", die dank britischer Abstammung nicht nur im Palast Dienst tun, sondern auch