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Showing posts from September, 2023

Familiäre Abgründe in isländischer Kleinstadt

 Seit einem halben Jahr ist eine junge Frau in einer isländischen Kleinstadt verschwunden, doch vermisst wird sie offenbar nicht einmal von ihrer 16-jährigen Tochter. Alkoholabhängig, nicht besonders zuverlässig, hat die alleinerziehende Mutter einen Abschiedsbrief hinterlassen. Wollte sie mit einem Suizid aus all ihren Problemen flüchten? Doch als in einem Lavafeld eine weibliche Leiche gefunden wird, scheidet für die ermittelnde Polizistin Elma und ihr Team ein Selbstmord oder Unfall schnell aus. Zu sehr wirkt die Tote wie abgelegt und versteckt. Doch wer könnte Interesse daran haben, eine Frau zu töten, die eh schon länger auf der Verliererseite des Lebens steckte? In "Verlogen", dem zweiten Band von Eva Björg Aegisdottir Reihe um die isländische Polizistin Elma, ist der Titel bereits Programm. Denn zahlreiche Lügen müssen auf der Suche nach der Wahrheit aufgedeckt werden. Dabei versteht es die Autorin gut, ihre Leser*innen ebenfalls mit manchem Täuschungsmanöver zu überra

Baden-Baden zwischen Schachturnier und Diebstahlserie

  Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie - das ist für viele Frauen auch heute noch ein Spagat. Vor hundert Jahren war es noch eine Ecke schwieriger, weiß Alma Täuber, die Protagonistin der historischen Krimireihe von Charlotte Blum um das "Fräulein vom Amt" im Baden-Baden der 1920-er Jahre. Denn die jungen Frauen mussten unverheiratet sein, wenn sie berufstätig bleiben wollten - Fräulein eben. Alma befindet sich in einem Dauerkonflikt: Der fesche Kriminalkommissar Ludwig Schiller würde ihr nur zu gerne einen Verlobungsring an den Finger stecken. Alma liebt den Polizisten - aber ihren Beruf und damit ihre auch finanzielle Unabhängigkeit will sie nicht aufgeben. In "Spiel auf Leben und Tod", dem dritten Band der Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme, die gemeinsam als "Charlotte Blum" schreiben, haben Alma und Ludwig allerdings ein Arrangement gefunden: Da Alma mit ihrer lebenslustigen Freundin Emmi eine kleine Mansardenwohnung bewohnt, hat das Paar im

Justizkrimi in Pandemie-Zeiten

 Strafverteidiger Anton Pirlo steckt  im dritten Band von Ingo Botts Justiz-Krimi "Gefährlicher Freispruch" in einer handfesten Lebens- und Schaffenskrise. Wer den Vorgängerband gelesen hat, weiß Bescheid: Eine schöne Frau hat dem Anwalt erst den Kopf verdreht und sich später als Vertreterin der Gegenseite erwiesen. Liebe kaputt und Fall in der Schlussphase eines fast schon verlorenen Verfahren gerade mal noch von Kanzlei-Kollegin Sophie Mahler gerettet. Da hängt Pirlo so in den Seilen, dass er kaum noch dazu kommt, sich die Haare und den Bart zu zerwuscheln. Dabei muss die Kanzlei dringend mal wieder ein paar Klienten aquirieren, mahnt Büro-Manager Wang. Doch Pirlo ist gefordert: Ein Corona-Testzentrum fällt Brandstiftung zum Opfer, festgenommen wird ausgerechnet ein alter Mitschüler und Kronprinz einer Clan-Familie. Als ob das nicht ausreicht, wird Pirlo schnell klar gemacht, wer tatsächlich gezündelt hat, nämlich sein älterer Bruder.  Wobei Kollegin Mahler nicht die gering

Rohstoffe und eine tote Whistleblowerin - neuer Fall für die Hausbootsdetektive

 Cozy, divers und obendrein mit einem nachhaltigen Umweltthema - die Amsterdamer Hausboot-Detektive von Amy Achterop bieten in ihrem zweiten Fall "Tödlicher Grund" wieder die Kombination von Wohlfühlatmosphäre und Spannung. Wobei das mit dem Wohlfühlen für die Detektive so eine Sache ist, denn der Herbst naht, es zieht mächtig durch die Luken und Planken des alten Hausbootes und das Geld für Heizöl ist knapp - leider hat der erfolgreiche erste Fall in der Gourmet-Szene nicht so wirklich zu einem festen Kundestamm geführt. Ein Routinefall  - die Auftraggeberin ließ ihren Verlobten überprüfen, an dessen Treue ihr kurz vor der Hochzeit einige Zweifel kamen - scheint erfolgreich abgeschlossen. Doch dann wird die Braut in Spe tot aufgefunden und erweist sich als Whistleblowerin, die sich der Ausbeutung der Tiefsee in den Weg stellen wollte, indem sie ein geplantes Abbauprojekt torpedierte. Wirtschaftsspionage, Geldgier, Eifersucht in Forscherkreisen - den Hausbootdetektiven dämmer

Wahnvorstellung oder nicht - Ein Mord in der geschlossenen Psychiatrie

 In seinem Roman "Eingewiesen" treibt Mark Billingham die Idee eines locked room plot auf eine neue Spitze. Kein eingeschneiter Luxuszug, keine abgelegene Insel, sondern die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik ist hier der Schauplatz. Auch Ich-Erzählerin Alice gehört zu den Patienten, die zwangseingewiesen wurden. Der Tod eines Kollegen hat bei der Polizistin ein posttraumatisches Syndrom ausgelöst, Drogen und Alkohol heizten die Psychose dann noch so richtig an, Klar, dass sich Alice berufen fühlt, als ein Mitpatient tot in seinem Zimmer aufgefunden wird. Leider nehmen weder ihre Mitpatienten noch das Pflegeteam oder die Polizei ihre Ermittlungsversuche und Theorien ernst. Nun gehört Billingham zu den Autoren, die gut mit den Köpfen ihrer Leser spielen können und so fragt man sich angesichts des Settings natürlich, was man hier überhaupt glauben darf und soll. Alles nur eine Wahnvorstellung? Gab es überhaupt einen Toten, oder spielt sich das alles ausschließl