Ein brutal ermordeter Mann, eine Ehefrau mit Filmriss, Alkoholproblem und blutigem Kleid: Für manchen Ermittler ein klarer Fall. Der sensible Kriminalbeamte Dan Riley dagegen will in "Das Ehepaar gegenüber" von Anna-Lou Weatherly nicht das Offensichtliche glauben. Ja, der Tote hatte die Scheidung gewollt, hatte mit seiner Geliebten ein Kind und ja, die Ehefrau hatte ihm auf einer Nachbarschaftsparty betrunken eine Szene gemacht und Äußerungen gemacht, die durchaus als Morddrohungen gelten könnten. Einerseits. Andererseits: Die Frau wirkt magersüchtig, ist buchstäblich eine "halbe Portion" - wie soll sie die Kraft aufgebracht haben, die brachiale Tat zu begehen?
Leser*innen wissen schon früh: In diesem Fall geht es auch um toxische Männlichkeit, um emotionale Abhängigkeit, um einen Narzissten, der Frauen nur als Spielzeug betrachtet hatte. Laura, die unter Verdacht stehende Ehefrau, kann sich an nichts erinnern, Wodka, Rotwein und Prosecco sei Dank. Doch sie ist sich sicher: Sie hat ihren Mann nicht getötet. Außer Riley sind allerdings fast alle von ihrer Schuld überzeugt. Und dann geschieht etwas, was Laura noch tiefer in die Bredouille bringt.
Weatherly spart nicht mit Rückblenden und Hinweisen, die mir früh klar gemacht haben, wo der Plot hinsteuert und wer hinter dem Mord stehen muss. Spannend bleibt es trotzdem in diesem britischen Psychothriller, denn Rileys Versuche, die Zweifel an Lauras Schuld zu untermauern, lösen nicht nur wachsenden Druck seines Vorgesetzten aus, auch mancher Kollege zweifelt, dass der Detektiv den richtigen Riecher hat.
Bei aller Vorhersehbarkeit spannende Unterhaltung.
Anna-Lou Weatherly, Das Ehepaar gegenüber
Bookouture 2024
9781835257104
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