Skip to main content

Kampf ums Kind - die Ex und die Jetzt

  Sarahs Leben ist seit einer Fehlgeburt aus den Fugen geraten: Anders als ihr Ehemann Gideon konnte sie die Trauer nicht überwinden, entwickelte psychische Probleme, die Ehe scheiterte - auch weil Sarah auf Scheidung drängte. Das Sorgerecht für die kleine Tochter Emily teilen sie sich, der Umgang ist weiterhin freundlich, auch als Gideon nach recht kurzer Zeit Charlotte heiratet - "die andere Ehefrau" eben, wie der Psychothriller von Nicole Trope heißt.

Wie man es von der Autorin kennt, wechselt sie Zeitebenen und Perspektiven und konzentriert sich dabei auf Sarah und Charlotte, die beiden Frauen, die irgendwie auch Konkurrentinnen sind. Denn Charlotte, die ohnehin einen starken Kinderwunsch hat, ist begeistert von ihrer Stieftochter und will sie gewissermaßen für sich allein. Dass Sarah paranoide Halluzinationen zu haben scheint und nach einem Zwischenfall während Emilys Wochenendbesuch sich sogar in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen muss, scheint es für Charlotte leichter zu machen - schließlich scheint Sarah nicht in der Lage zu sein, ihr eigenes Leben in den Griff zu kriegen. Ist Emily bei ihr überhaupt sicher?

Gideon verweigert sich allerdings dem Gedanken an ein alleiniges Sorgerecht für Emily, beharrt darauf, dass Sarah schließlich die Mutter der Kleinen ist. Liebe wird in diesem auf Gewalt größtenteils verzichtenden Psychothriller auch zu einer Art Besitzstreben. Dabei scheint Gideon den subtilen Konflikt der beiden Frauen gar nicht richtig mitzukriegen und weiß nicht, welcher Darstellung er glauben soll. Sarah hingegen kämpft zunehmend um ihre Glaubwürdigkeit und fürchtet, sie könnte Emily verlieren. 

Vielleicht liegt es daran, dass ich bereits einige Bücher der Autorin gelesen habe, die Lösung des Plots hat mich jedenfalls nicht sonderlich überrascht. Spannend ist der flüssig geschriebene Psychothriller allemal, vor allem in einer dramatischen Zuspitzung im letzten Teil.


Nicole Trope, Die andere Ehefrau

bookouture 2024

306 Seiten, 4,99

 9781835252079

Comments

Popular posts from this blog

Neuer Fall und neue Liebe für Hulda Gold

 Anne Stern schickt mit dem Roman "Die Lichter der Stadt" die Hebamme Hulda Gold bereits zum sechsten Mal auf Ermittlungen im Berlin der 1920-er Jahre. Denn auch wenn das Aus der wechselhaften Beziehung zu einem Kriminalbeamten schon eine Weile her ist - Hulda kann es einfach nicht lassen, sich einzumischen, wenn einer ihrer Schützlinge in Not scheint.  Dabei ist "Fräulein Gold" selbst alleinerziehende Mutter. Seit dem Vorgängerroman "Rote Insel" ist sie zu einer  Frauenberatungsstelle am Nollendorfplatz gewechselt und trauert der Arbeit, ja Berufung, als Hebamme nach. Doch wie kann sie ihren geliebten Beruf bei Tag und Nacht ausüben, wenn sie auch noch die dreijährige Meta versorgen muss? Schon der Dienst in der Beratungsstelle kann kompliziert werden. In "Die Lichter der Stadt" ist mittlerweile das Jahr 1929 angebrochen. Um den Nollendorfplatz herrscht diverses, manchmal wildes Leben. Doch auch Liebe liegt in der Luft: Huldas väterlicher Freund

Transfrau gegen Racheengel - Schräger Krimi führt in die bayrische Provinz

 Transfrau Vicki Victoria steht nicht nur fest im Leben, sie bewältigt es auch auf Stiletto-Absätzen - egal ob sie als V-Frau der Münchner Polizei unterwegs ist oder als Unterhaltungskünstlerin. Doch nun droht Ungemach in der Münchner Dachgeschosswohnung, wo Vicki sich nach einer eher freudlosen Jugend in der niederbayrischen Provinz neu erfinden konnte. Denn Toni Besenwiesler, der sie in der Schule, damals noch äußerlich ein Junge, grausam drangsalierte, ist aus dem Gefängnis ausgebrochen - und er schwört Vicki Rache. Sie, so glaubt er, hat dafür gesorgt, dass er einen Mord verurteilt wurde, den er nicht begangen hat. Ich-Erzählerin Vicki, die Protagonistin in Gloria Grays schräg-ironischem Cozy Krimi "Zurück nach Übertreibling" weiß: Mit dem Besenwiesler Toni kann man nicht diskutieren. Bleibt also nur die Flucht, doch schon das Treffen mit Clan-Chef Ahmet, mit dem der Geflohene ebenfalls eine Rechnung offen hat, endet exklusiv. Und dann wird auch noch die befreundete Nachb

Zwischen Schwarzmarkt und Wirtschaftswunder - die im Dunkeln sieht man nicht

 Ewiggestrige und Vorwärtsblickende, Menschen, die die Vergangenheit verdrängen und solche, die von ihrer Last weiter geprägt sind - mit "die im Dunkeln sieht man nicht" hat Andreas Götz einen historischen Kriminalroman geschrieben, der im München des Jahres 1950 spielt und damit in einer Zeit voller Schnittpunkte: Die Bundesrepublik ist noch ganz jung, die Nachkriegszeit neigt sich dem Ende entgegen und werden nicht nur vom absehbaren Wirtschaftswunder, sondern auch vom kalten Krieg abgelöst. Noch gibt es den Schwarzmarkt, doch außer den Trümmern gibt es Neubauten, Moderne, Aufbruch,  Die einen wollen alles vergessen, die anderen können es nicht - so wie Karl Wieners, der im Krieg Frau und Kinder verloren hat und aus Berlin in seine Heimatstadt München zurückkehrt. Ein alter Schulfreund will ihn für eine neue Zeitschrift rekrutieren und hat auch gleich einen Reportageauftrag: Karl soll einen Kunstdiebstahl aus den letzten Tagen recherchieren, damals verschwand aus dem Münchn